Mittelstufenschüler werden über Strategien der rechten Musikszene aufgeklärt

Reportage - Reportage vom 28.11.2013

Um Fremdenhass, Antisemitismus und rassistische Vorurteile unter Jugendlichen auszusäen, greifen Nazis seit den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts auf ein Medium zurück, das Jugendliche in ihrem Leben seit jeher begleitet: die Popmusik. Popmusik transportiert nicht nur eingängige Melodien und mitreißende Rhythmen, sondern eben auch Texte, die meist mitgeträllert werden, ohne dass der oder die Einzelne sie einer genaueren Prüfung unterzieht. Bei Fast Food stellen sich auch nur kritische Geister die Frage nach Geschmacksverstärkern oder einer anständigen Tierhaltung. Ebenso wenig hinterfragen zu junge oder zu unbedarfte Musikkonsumenten pseudopolitische Texte. Achim Stockschläger, renommierter Geschichtswissenschaftler und seit vielen Jahren Fachmann für politische Arbeit gegen rechts, hat am Freitag, den 22. November vor unseren Schülerinnen und Schülern der 8. und 9. Jahrgangsstufen zu diesem Thema in der Aula einen anschaulichen Vortrag gehalten. Stockschläger klärte die jungen Leute mithilfe etlicher Hörbeispiele darüber auf, dass Nazimusik einerseits in vielen Musikrichtungen daherkommt, so zum Beispiel als aufrüttelnder Punk, aber auch als langsame Ballade. Andererseits beinhalten die Texte nicht nur platte und gleich auf Anhieb als verfassungsfeindlich erkennbare Floskeln, sondern eben auch ironische, scheinbar gesellschaftskritische Versatzstücke. Wenn Nazibands in Musiktexten zur Gegenwehr zum „kapitalistischen Scheißsystem“ oder zu ‚Kinderschändern‘ aufrufen, verfolgen sie nur ein einziges Ziel: unbemerkt und schrittweise Misstrauen einzupflanzen gegenüber eines unserer höchsten Güter: gegenüber der Demokratie und der politischen Mündigkeit. So erfuhren unsere Schülerinnen und Schüler, dass auch heute, fast 70 Jahre nach Ende des Nazi-Regimes in Deutschland, menschenverachtende Gehirnwäsche über den Weg der Unterhaltungsmedien einen Teil ihrer Lebenswelt bestimmt. Mit täglich tausenden Klicks auf Naziseiten übrigens auch auf YouTube.
A.Illers 

Reportagen-Archiv