Spurensuche 1914 im Musuem. Rückblick auf eineinhalb Jahre Projektkurs Geschichte

Projektkurs Geschichte - Reportage vom 11.02.2014

„Sucht nach Spuren, die der Erste Weltkrieg hinterlassen hat, und erstellt ein virtuelles Museum!“ Dies ist im Sommer 2012 der Arbeitsauftrag für die 18 Schüler des Projektkurses Geschichte. Zusammen mit insgesamt 100 Jugendlichen aus Belgien, Polen und Frankreich erarbeiten sie im interkulturellen Schülerdialog die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg als eine den europäischen Völkern gemeinsame traumatische Erfahrung. Die Arbeit der Jugendlichen ist eingebettet in das LVR-Verbundsprojekt „Mitten in Europa – Rheinland und der Erste Weltkrieg“ anlässlich des 100-jährigen Gedenkens an den Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Die Projektkoordination übernimmt das LVR-Industriemuseum Oberhausen, das Landesmedienzentrum Düsseldorf und das historische Seminar der Universität Siegen begleiten ihre Arbeit. Zahlreiche weitere außerschulische Partner werden im Laufe der Projektarbeit mit einbezogen.

Damit steht dem Projekt unter dem Titel „Searching for traces 1914“ ein Netzwerk zur Verfügung, welches die Schüler bei fachlichen Recherchen und bei der Erforschung regionalgeschichtlicher Aspekte und bei der medialen Umsetzung  unterstützt. Dieser Rahmen ermöglicht den Schülern ihre hervorragenden kreativen  Ideen zu verwirklichen. Die Schülerinnen Pia Poredos, Daniela Erhard und Hannah Ochmann (Abijahrgang 2013) haben in Zusammenarbeit mit dem Bürgerfunkstudio Oberhausen und dem Radio Emscher-Lippe einen Audiobeitrag „Giftgas. Der lautlose Tod“ produziert: Ein Collage von zeitgenössischen Quellen, die die damalige – nach wie vor aktuelle – Diskussion zum Giftgaseinsatz einfängt. Für ihre eindrückliche Audiokollage wurde ihnen der Bürgermedienpreis 2013 in der Kategorie „Künstlerische Formate“ verliehen. Neben der Soundstory erstellten die Schüler des GHZ einen virtuellen Rundgang durch eine Arbeiterküche zu Beginn des 20. Jahrhunderts, eine Informationssendung zum Thema Berichterstattung im Ersten Weltkrieg, transkribierten ein Tagebuch eines Soldaten aus Oberhausen und erstellten eine Website, die das Ergebnis ausführlicher Interviews von Nachfahren der am Ersten Weltkrieg Beteiligten festhält. 

Die erfrischende Vielfalt der insgesamt 31 Beiträge aus vier Ländern beeindruckt und mag als eine Momentaufnahme europäischer Erinnerungskultur gelten. Sowohl die Struktur des Projektes als auch das Ergebnis - die virtuelle Ausstellung - erfreut sich vielseitiger Anerkennung in der Fachwelt. Als Beispiel der Vernetzung von Wissenschaft und Schule wurde das Projekt im August 2013 auf dem Historikerkongress „Aggression und Avantgarde. Das Rheinland am Vorabend des Ersten Weltkrieges“ vorgestellt. Im September wurde es auf der Jahrestagung des Landesverbandes Museumspädagogik unter dem Arbeitstitel „Freiräume Schaffen. Jugendliche im Museum.“ als Beispiel für intensive Zusammenarbeit zwischen Museen und Jugendlichen präsentiert. Im Januar war das Projekt Bestandteil der Lehrerfortbildung „Der Erste Weltkrieg im Geschichtsunterricht“, organisiert von der Universität Siegen in Oberhausen. Als eines von 17 Beispielprojekten ist es nun auch auf dem Internetportal des Bildungsministeriums unter der Rubrik „Erinnern für die Zukunft“ vertreten. Die virtuelle Ausstellung eröffnet den Blick auf die bisher oft im Unterricht vernachlässigte europäische Perspektive der Erinnerungskultur. 

Im zweiten Projektjahr, dem aktuellen Schuljahr 2013/2014, steht die Arbeit an einer analogen, also „klassischen“ Ausstellung im Fokus. Diese wird neben der Verankerung im lokalen Umfeld wiederum durch eine europäische Dimension bereichert. Im Februar 2014 treffen sich die an dem Projekt beteiligten Schüler in Flandern, um dort Stätten der Erinnerung aufzusuchen. Zusammen werden die Schüler vor Ort den internationalen Part der ab April in den beteiligten Museen - Musuem Slaskie in Polen, Museum Creusot in Frankreich und  Industriemuseum Oberhausen - zu sehenden Ausstellung konzipieren. Die Ausstellung in Oberhausen wird am 6. April eröffnet, ab September wird sie auch im Museum Voswinkelhof zu sehen sein. Bis dahin laden die Schülerinnen und Schüler des Projektkurses Geschichte Sie herzlich ein, in ihrer virtuellen Ausstellung zu stöbern: www.traces1914.eu.

K. Pilarek

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